Tipps zum Anfertigen einer wissenschaftlichen Arbeit

 

Am Ende eines (mal mehr, mal weniger) anstrengenden Studiums steht die Aufgabe, eine wissenschaftliche Arbeit – nach dem Bologna-Prozess meist: Bachelor- oder Masterarbeit – zu verfassen. Manche Studierende werden zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal damit konfrontiert, wissenschaftlich arbeiten zu müssen, andere haben im Laufe ihres Studiums bereits umfangreiche Erfahrungen damit sammeln können. Fast alle jedoch kommen irgendwann an den Punkt, an dem sie den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Dieses Dokument soll all jenen eine Hilfe bieten, die:

  • ganz zu Beginn des Schreibprozesses stehen und nicht wissen, wie sie anfangen sollen, 
  • mitten im Anfertigen ihrer Bachelor- oder Masterarbeit stecken und Tipps benötigen,
  • mit dem Schreiben fertig sind und überprüfen möchten, dass sie nichts Wesentliches vergessen   haben.

Erkennst du dich hier wieder? Dann hoffe ich, dich mit diesem Dokument unterstützen zu können. Nach und nach werde ich alle zentralen Bestandteile einer Bachelor- oder Masterarbeit – angefangen beim Vorwort über die Einleitung bis zum Fazit – abhandeln und die wichtigsten Aspekte erläutern. All dies soll in möglichst kurzer und knapper Form geschehen, sodass du dir einen schnellen Überblick über die zentralen Aspekte verschaffen kannst, ohne seitenlange Erklärungen lesen zu müssen.

 

 

Los geht´s mit dem VORWORT.

 

 

 

DAS VORWORT

 

 

Das Vorwort steht nach dem Deckblatt und vor dem Inhaltsverzeichnis. Es ist kein obligatorischer Teil einer Bachelor- oder Masterarbeit, bietet jedoch Platz für alles, was nicht direkt mit der Arbeit zu tun hat. Du kannst hier z. B. deinen persönlichen Bezug zum Thema erläutern (warum hast du dich gerade für dieses Thema entschieden?) und/oder den Menschen, die dich unterstützt haben, danken. Das Ganze sollte nicht mehr als eine DIN-A4-Seite umfassen und mit der Angabe des Datums und Ortes und einer handschriftlichen Unterschrift enden. Das Vorwort ist der einzige Teil deiner Bachelor- oder Masterarbeit, in dem die „Ich-Form“ erlaubt ist (Ausnahme: Die Ich-Form ist explizit gewünscht und mit dem Betreuer abgesprochen, was nur sehr selten der Fall sein dürfte). Achte darauf, das Vorwort nur mit einer Seitenzahl zu versehen, nicht jedoch mit einer Kapitelzahl. Kapitel 1 ist immer die Einleitung.

 

 

 

ZUSAMMENFASSUNG/ABSTRACT

 

Die Zusammenfassung steht nach dem Vorwort und vor dem Inhaltsverzeichnis. Es handelt sich hierbei – wie beim Vorwort – um keinen obligatorischen Teil. Insbesondere bei längeren Arbeiten (ab 50 Seiten) ist eine Zusammenfassung jedoch empfehlenswert. In der Zusammenfassung stellst du deine gesamte Arbeit in verkürzter Form dar. Alle zentralen Aspekte, die im Rahmen deiner Arbeit behandelt werden, müssen also Teil der Zusammenfassung sein. Dies ist keine leichte Aufgabe, da das Abstract auf ca. 1 Seite begrenzt werden sollte. Zunächst stellst du hier das Thema deiner Arbeit und die zentrale Forschungsfrage (evtl. auch Unterfragen oder Hypothesen, siehe Kapitel „Forschungsfrage formulieren“) dar. Im Anschluss nennst du die Methoden (siehe Kapitel „Methodisches Vorgehen erläutern“), die du nutzt, um Ergebnisse zu erzielen. Schließlich erläuterst du deine zentralen Ergebnisse/Erkenntnisse und deren Implikationen/Bedeutung. Zum Schluss nennst du Hinweise/Empfehlungen für evtl. anschließende Forschungsvorhaben.  

 

 

 

EINLEITUNG

 

 Aufmerksamkeit mit dem ersten Satz erzielen

 

Die Einleitung dient in erster Linie dazu, zum Thema hinzuführen. Versuche also, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, sondern einen „sanften“ Einstieg zu wählen. Geeignet hierfür sind z. B. einschlägige Zitate oder auch (je nach Thema) eine Meldung aus der aktuellen Presse oder eine Situation aus dem Alltag des Unternehmens. Dieser einleitende Satz ist von zentraler Bedeutung, denn mit diesem sollte es dir gelingen, die Aufmerksamkeit des Lesers zu gewinnen. Er sollte überrascht werden, schmunzeln, sich wundern oder erschrecken – auf jeden Fall sollte er Lust bekommen, weiterzulesen.

 

 Forschungsfrage formulieren

 

Jede Bachelor- oder Masterarbeit sollte eine konkrete Fragestellung beinhalten. Diese kannst du formulieren bzw. eingrenzen, indem du dir selbst die folgenden Fragen stellst:

  • Wie lautet die Problemstellung?
  • Was ist bereits zu diesem Thema bekannt bzw. inwiefern besteht eine Forschungslücke?
  • Gibt es Aspekte des Themas x, die noch nicht ausreichend behandelt wurden?
  • Welches Ziel möchtest du mit deiner Arbeit erreichen?

 

Du kannst deine Forschungsfrage entweder direkt formulieren:

 

 

z. B.: Vor dem dargestellten Problemhintergrund lautet die zentrale Forschungsfrage dieser Arbeit: Wie kann die Mitarbeiterzufriedenheit bei der Firma xy optimiert werden?

 

 

oder indirekt:

 

 

z. B.: Vor dem dargestellten Problemhintergrund stellt sich die Frage, wie die Mitarbeiterzufriedenheit bei der Firma xy optimiert werden kann.

 

 

Deine Forschungsfrage ist ein zentraler Bestandteil deiner Arbeit, denn dein gesamter Text wird darauf abzielen, diese zu beantworten. Lass dir also ausreichend Zeit. Wenn die Fragestellung sehr komplex ist, kannst du sie in Unterfragen ausdifferenzieren. Während des ganzen Schreibprozesses solltest du dir immer wieder die Frage stellen, ob das, was du gerade schreibst/überprüfst/analysiert, relevant ist, um die Forschungsfrage zu beantworten. Auf diese Weise kannst du nach der Fertigstellung der Arbeit auch Kürzungspotential ermitteln.

 

Je nach Fachgebiet sollten in der Einleitung auch Hypothesen erstellt werden, die im Laufe der Arbeit verifiziert/falsifiziert werden. Hypothesen werden dazu genutzt, um die Hauptforschungsfrage zu beantworten, sie führen also im Sinne von Teil-/Unterfragen zur Annäherung an die Hauptfrage. Hypothesen müssen immer beziffert werden (H1, H2, H3 usw.).

 

 

Achte darauf, dass ...

  • deine Forschungsfrage nicht zu allgemein formuliert ist.
  • sie überhaupt und – ganz wichtig! – im Rahmen deiner Arbeit (zeitlich, bzgl. des Umfangs etc.) beantwortet werden kann.
  • sie nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden kann.
  • sie ausreichend komplex ist, um eine Forschungsarbeit darauf aufzubauen.

 

  Methodisches Vorgehen erläutern

 

Nachdem du die Forschungsfrage formuliert hast, ist es natürlich für den Leser von Interesse, wie du bei deren Beantwortung vorgehen wirst. Dies erläuterst du, indem du das methodische Vorgehen darstellst. Führst du z. B. eine empirische Untersuchung durch, um zu validen Erkenntnissen bzgl. deiner Forschungsfrage zu gelangen? Nimmst du eine Literaturanalyse vor? Oder führst du Interviews mit Experten? Versuche, die Darstellung deiner Forschungsmethode auch immer direkt mit einem bestimmten Ziel zu verbinden, also immer darzustellen, warum du dich für diese oder jene Forschungsmethode entschieden hast.

 

 

  Überblick über die Arbeit darstellen

 

Dies ist ein Punkt, der von Studierenden sehr häufig vergessen wird. Es ist jedoch von zentraler Bedeutung, dass du in deiner Einleitung einen Überblick über deine Arbeit darstellst, ansonsten riskierst du, dass der Leser nicht folgen kann. Mit dem Überblick wird der Leser gewissermaßen auf das Kommende „eingestimmt“, er weiß, was ihn erwartet. Im Überblick solltest du also darstellen, aus welchen Schritten deine Arbeit besteht (hier kannst du ruhig kapitelweise vorgehen: „In Kapitel 1 werden zunächst die theoretischen Grundlagen zum Thema xy dargestellt. Hierbei wird insbesondere auf yy und zz eingegangen. Kapitel 2 untersucht, ob ...“ usw.). Diese Darstellung des Überblicks kannst du auch mit dem oben beschriebenen methodischen Vorgehen verbinden, insbesondere dann, wenn du mehrere Forschungsmethoden nutzt und z. B. im ersten Teil deiner Arbeit eine Literaturanalyse und im zweiten Teil eine empirische Untersuchung durchführst.

 

 

Dies sind die wichtigsten Aspekte, die du beim Schreiben der Einleitung berücksichtigen solltest. Dann kannst du mit deiner eigentlichen Arbeit beginnen und dich Stück für Stück der Beantwortung deiner Forschungsfrage nähern.

 

 

 

DISKUSSION

 

Die Diskussion ist nicht zwingend Teil einer Bachelor- oder Masterarbeit. Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit sollten mit dem Betreuer abgesprochen werden. Die Diskussion unterscheidet sich insofern vom Fazit, als du hier interpretativ auf deine Ergebnisse eingehst, während du sie im Fazit nur kurz und prägnant darstellst.

 

Hier befasst du dich also mit den Folgen deiner Ergebnisse, mit Implikationen, Grenzen deiner Forschung und Hinweisen für weiterführende Forschungsarbeiten. Kurz gesagt: Du interpretierst deine eigene Arbeit.

 

Folgende Fragen können dir dabei helfen, den Rahmen für deine Diskussion festzulegen:

  • Sind die Ergebnisse, zu denen du gelangt bist, überraschend oder entsprechen sie deinen Erwartungen?
  • Wo sind evtl. Probleme oder neue Fragen aufgetreten?
  • Welche Aspekte deines Themas könnten in weiterführenden Forschungsarbeiten untersucht werden?

 

 

FAZIT

 

Das Fazit ist naturgemäß einer der wichtigsten Teile deiner Arbeit, denn hier fasst du deine zentralen Ergebnisse zusammen und beantwortest deine in der Einleitung formulierte Forschungsfrage.

 

Sinnvoll ist es, zu Beginn die Forschungsfrage noch einmal zu wiederholen, um sie dem Leser ins Gedächtnis zu rufen. Dann stellst du chronologisch die zentralen Erkenntnisse deiner Analyse dar:

 

  • Zu welchen Ergebnissen bist du gelangt? Wie lautet das Resultat?
  • Welche Bedeutung haben diese Erkenntnisse?
  • Gibt es offene Fragen bzw. Aspekte, die im Rahmen deiner Arbeit nicht vertieft analysiert werden konnten, sich jedoch für weiterführende Forschungsarbeiten eignen?

 

Empfehlenswert ist es, das Fazit mit einem Ausblick in die Zukunft zu beenden.

 

 

 

Dies sind – kurz und knapp – die „groben Blöcke“ einer Bachelor- oder Masterarbeit. Wenn du Fragen dazu hast, kannst du mich gerne unter kontakt@lektorat-schusterjunge.de kontaktieren.

 

 

Foto: www.fotalia.com